Jahre harter Arbeit



Um für alle Beteiligten wie Rechtsanwalt, Gutachter, Richter usw. die Arbeitsbedingungen übersichtlicher zu machen und deutlich zu dokumentieren, sammelten wir alles zusammen und ich fertigte daraus eine umfangreiche Dokumentationsmappe mit Zeichnungen, Bildern und Beschreibungen der Arbeitsabläufe. 


Im Anhang listete ich die in der Firma verwendeten bzw. während der Arbeitsabläufe entstandenen Gefahr- bzw. Schadstoffe auf, die zu diesem Zeitpunkt kannte oder zu kennen glaubte.
 
Das war nicht wenig, um es vorsichtig auszudrücken.

 
Zum Glück hatte ich einen leistungsfähigen PC mit guter Ausstattung zur Verfügung, ansonsten ich diese Arbeit plus umfangreichen BK- Anzeigen und Stellungnahmen nicht hätte bewältigen können.

 
Da ich von unsere Truppe aufgrund meiner Kenntnisse zum Sprecher und Vermittler ernannt worden war, übernahm ich auch den gesamten Schriftverkehr- angefangen von der Anforderung von ärztlichen Unterlagen über den Antrag auf Schwerbehinderung beim Versorgungsamt bis hin zum Schriftverkehr zwischen BG und Rechtsanwalt und was sonst noch anfiel.
 
Leider wurde es nahezu auch und zusätzlich selbstverständlich, dass ich meine betroffenen Gruppenkollegen auch zu Gutachter- Sozialgerichts-, und Landessozialgerichtsterminen begleitete bzw. begleiten musste.
 
Das ist freilich ein Kapitel in der Geschichte unserer Gruppe, was nachzuahmen ich Ihnen nicht empfehlen möchte. Tatsächlich besteht in solchen Gruppenprozessen immer die Gefahr, dass sie sich verselbstständigen. Heute weiß ich, dass es damals zu Beginn der Zusammenarbeit und Gruppenbildung absolut notwendig gewesen wäre, darüber zu sprechen und zu klaren schriftlichen Vereinbarungen zu kommen, dass die dabei entstehenden Büro- Arbeits-, Raum- und Fahrtkosten von allen Beteiligten gemeinsam und zu gleichen Teilen finanziert werden.
 
Weil wir das nicht geklärt hatten, bin ich- das gehört leider zum negativen Teil meiner Erfahrungen als abeKra- Vertrauensmann und Sprecher unserer Gruppe vor Ort, den ich Ihnen so wenig wie den positiven Teil verschweigen will- auf einem Großteil der entstandenen Kosten sitzen geblieben.

 

Das hat sich leider auch nicht geändert als die Erkrankungen der anderen Kollegen der Gruppe als BK anerkannt wurden und die Rentenzahlungen anliefen.
 
Deshalb mein guter Rat an Sie alle: Wenn Sie ähnlich arbeiten oder aber Mitglied einer Gruppe wie der unseren sind und Sie die Hilfe anderer in Anspruch nehmen, klären Sie zuvor die Kostenfrage in einem offenen Gespräch.
 
Machen Sie sich klar, dass Kostenabwälzung auf gerade jene, die Ihnen geholfen haben, dazu führt, dass sich auf die Dauer niemand mehr bereit erklären wird, gemeinsam zu arbeiten und anderen zu helfen, möglicherweise dann ja auch Ihnen nicht mehr.
 

Dann aber ist der Jammer groß und der Punkt of no return überschritten. Doch zurück zu meinem Fall und unseren weiteren Gruppenaktivitäten. 

 

In der gleichen Zeit erstellte ich meine eigene Homepage mit dem glorreichen Namen www.berufserkrankungen-siegerland.de, die dann erstmalig am 20.Juli 2001 ins Netz gestellt wurde.

 

 

Nach anfänglicher Skepsis, ob sich der Kostenaufwand lohnt, entschloss ich mich doch für dieses Vorhaben. 

 
Da mein Fall bzw. unsere Fälle jetzt keine Resonanz bei der heimischen Presse mehr fanden, konnte ich auf diesem Weg und in eigener Regie auf unsere Situation aufmerksam machen.

Ich veröffentlichte unsere Geschichte so wie ich es wollte und für erforderlich hielt, also ungekürzt.

Die Drohung unseres Arbeitgebers, uns zu verklagen, wenn wir die Homepage nicht aus dem Netz nähmen, zeigte uns, dass wir auf dem richtigen Weg waren.

Die rasant anschwellende Besucherzahl auf 44.000 im Mai. 2004, bestätigte unsere Annahme, dass unsere Homepage nicht nur ihre Berechtigung hatte, sondern genau ins Schwarze traf.




Ich ließ mich also nicht beirren und reagierte nicht, wie von meinem (Ex)- Arbeitgeber gefordert. 

Nach der umfangreichen Dokumentation und der immensen Anzahl der erkrankten Fälle einigten wir uns auf einen Gutachter, der alle begutachten sollte. 

Es war Prof. Stresemann in Bad Salzuflen Bei einigen wurde bereits ein Gutachtertermin vereinbart.

Aber uns fiel auf, dass dieser Herr noch kein Ergebnisse der BG- Ermittlungen zu den sog. arbeitstechnischen Voraussetzungen erhalten hatte. 

 
Uns war klar, ohne Ermittlung der Belastungen am Arbeitsplatz und ohne positive Hinweise auf die Kausalität zwischen Einwirkungen am Arbeitsplatz und unseren Erkrankungen, muss jeder Gutachter negativ urteilen und die Zusammenhangsfrage verneinen.
 
Wir fragten also an und erkundigten uns auch, ob der Gutachter Stresemann von der Firma eine Übersicht der verwendeten Stoffe und die entsprechenden Proben für die Provokationstestungen erhalten habe.
 

Nein, dass hatte er nicht. 

Weil sie es satt hatten und es auch nicht glauben konnten, fuhren trotzdem zwei der Kollegen nach Bad Salzuflen und ließen sich begutachten.
 
Wie zu erwarten, verlief es dort sehr unglücklich und es kam, wie es kommen musste,-
 
Daraufhin stoppten wir alle weiteren geplanten Begutachtungen und erklärten uns nur dann bereit, sie zu absolvieren, wenn zuvor die arbeitstechnischen Voraussetzungen objektiv ermittelt, und die Ergebnisse dem Gutachter zugestellt würden.

 


12/17                                                                                               Weiterlesen