Die Toxizität von Staub
 
Die Toxizität von Staub - Staub - Vorkommen und Eigenschaften:
 
www.projet2001.de/agestalt/wohn/staub.html
 
Die Toxizität von Staub neue Erkenntnisse der Forscher.

 
Augenblicklich ist in der Bundesrepublik als allgemeiner Staubgrenzwert eine Feinstaubgrenzkonzentration von 6 mg/m 3 festgesetzt.
 
 
Dieser Staubgrenzwert stellt jedoch nur dann einen Schutz vor Gesundheitsschäden dar, wenn sichergestellt ist, daß der Staub weder mutagen ( erbliche Veränderungen erzeugend ), kanzerogen ( krebserregend ), fibrogen ( Gewebegeschwulst erzeugend ), toxisch ( giftig ) noch allergisierend wirkt.
 
Bisher sind diese Voraussetzungen nur für eine geringe Anzahl von Stoffen nachgewiesenermaßen erfüllt. Die DFG-Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädigender Arbeitsstoffe nennt hier:
Aluminium, Aluminiumoxide, Graphit, Eisenoxide, Magnesiumoxid, Titanoxid, Asbeststäube ( Asbestose ).
 
Hier werden neben den allgemeinen Staubgrenzwerten stoffspezifische Grenzwerte berücksichtigt. Aufgrund neuer Studien wird derzeit in der MAK. (Maximale Arbeitsplatz Konzentration) Kommission, als auch in verschiedenen Gremien der EU, über eine Neufestsetzung bzw. eine Aufstellung eines allgemeinen Staubgrenzwertes nachgedacht und diskutiert.
 
Die toxikologischen Grundlagen und die möglichen Schlüsse aus diesen Daten sollen hier kurz dargelegt werden. Epidemiologische Befunde werden in der EU-Überlegungen nicht miteinbezogen !
 
Unlöslicher Feinstaub wird nach dem Einatmen tief in der Lunge gelagert und dort von den Reinigungszellen, den Alveolarmakrophagen, in einem ersten Schritt aufgenommen. Diese Zellen transportieren dann den Staub aus der Lunge heraus; dies wird als "Reinigung" bezeichnet und es dauert sehr lange, bis der Feinstaub ausgefiltert ist.
 
Die Halbwertzeit, als Maß für die Reinigungs-Geschwindigkeit unserer Lunge von unlöslichen Feinstäuben, liegt beim Menschen im Normalfall im Bereich von 400 Tagen.
 
Bei Asthmatikern und bei bestehenden Bronchialleiden wird dieser "Normalfall" nicht erreicht. Hier sammeln sich die Feinstäube immer mehr an und es kommt zu Auswürfen, Erstickungsanfällen und Schockzuständen. An der Ratte wurde die Selbstreinigung der Lunge bei zunehmender Staubbelastung untersucht, da die Ratte dem Menschen vergleichbar sein soll. Die Tiere wurden bei verschiedenen Feinstaubkonzentrationen in der Luft und über verschieden lange Zeiträume belastet.
 
 
Es fiel den Forschern auf, daß die Reinigung der Lunge nur geringfügig von der "Normalität" abweicht, wenn die Beladungen der Stäube bis zu einer bestimmten Menge nicht überschritten werden.
 
Oberhalb dieser Grenzwerte nimmt der Reinigungseffekt überproportional ab und kann bis zum völligen Erliegen kommen. Da die Beeinflussung der Reinigung an die Beladung der Lunge gekoppelt ist, wird dieser Effekt mit dem Stichwort "Overload" - (Überladung) Phänomen beschrieben.
 
Bei den verschiedensten Stäuben werden diese Veränderungen beobachtet.
 
Dabei zeigt sich eine Übereinstimmung der Daten, wenn die Beladung der Lunge nicht massbezogen, sondern volumenbezogen bestimmt wird. Hier wird beim Menschen eine Lungenfunktionsprüfung, kurz Lufu oder Body genannt, durchgeführt. Die Forschungsergebnisse lassen demnach den Schluß zu, daß die Reinigung der Lunge vom Gesamtvolumen der abgelagerten Staubpartikelchen abhängig ist.
 
Es bedeutet aber auch, daß schwerer Staub im Vergleich zum feineren Staub erst bei einer höheren Luftkonzentration zu einer Beeinflussung und Belastung der Reinigungsmechanismen der Lunge führt. Mit diesem Hintergrundwissen wäre (den Forschern nach) ein Grenzwert so festzulegen, daß eine Überladung der Lunge vermieden wird.
 
Dies kann erreicht werden, wenn die täglich in der Lunge abgelagerte Menge an Luftfeinstäuben durch die Reinigungszellen möglichst schnell wieder herausgefiltert und abtransportiert werden kann. Deshalb darf die abgelagerte Menge der Stäube, die durch die Reinigungszellen wieder entfernt wurde, nicht ständig überschritten werden.
 
Aus diesen Untersuchungsergebnis leiten die Forscher einen Luftgrenzwert für Feinstaub, der dem Zahlenwert der Dichte des Stoffes entspricht, als wirksamen Schutz vor der Luftüberladung ab. Unter Berücksichtigung weiterer (Rand-) Bedingungen wird auch abgeleitet, daß ein Staub der Dichte 1g/cm3 bei langfristiger Exposition (Belastung) zu einer Überschreitung der kritischen Makrophagen- (Fremdkörper) Belastung beim Menschen führt, wenn die Luftkonzentration 0,8 mg/m 3 übersteigt. Das Fazit der Forscher: Schwer lösliche Stäube führen bei Überladung der Lunge zu einer Beeinträchtigung der Selbstreinigungsfähigkeit. Diese Beeinträchtigung der Reinigungsfähigkeit der Lunge durch Stäube wird bestimmt durch das abgelagerte Volumen und nicht durch die Masse der Stäube. Aus den genannten Punkten ergibt sich, daß es toxikologisch sinnvoll erscheint, einen Grenzwert in Abhängigkeit von der Dichte des Stoffes festzusetzen.
 
Das oben vorgestellte Prinzip (Kopplung des Grenzwertes an die Dichte des Stoffes) beschreitet prinzipiell einen neuen Weg. Der Vorteil liegt darin, daß nicht für jeden Staub experimentelle Versuche zur Ermittlung des Grenzwertes gemacht werden müssen.
 
Ein möglicher Nachteil beruht darin, daß neben der Messung der Staubkonzentration in der Luft jeweils parallel die Dichte des Stoffes bestimmt werden müßte. Außerdem bedarf es der Klärung, welche Dichte bei Staubgemischen ( es gibt keine einzelnen Stäube, es ist immer ein Staubgemisch, angereichert durch Gifte ) angenommen werden soll.
 
Nach dem Willen der Forscher deutet sich hier eine Lösung an; es wird ein fester Grenzwert für die Stäube angestrebt. "Um einen möglichst umfassenden Schutz der Beschäftigten zu gewährleisten, muß sich ein derartiger Grenzwert an einem Stoff geringer spezifischer Dichte orientieren" so die Forscher.
 
Für chemisch Belastete gilt jedoch, wie immer: es gibt keine ungefährliche Dosis. Grenzwerte gelten nur für das evtl. Risiko. Die Grenzwerte werden bedenkenlos von allen übernommen, von der (Schul-) Medizin, am Arbeitsplatz durch den Arbeitgeber / Arbeitsmediziner und von unseren Politikern, die uns mit weiteren ( garantiert unschädlichen ) Grenzwerten "beschenken".
 
Der Grenzwert bezieht sich immer nur auf die Belastung mit einem einzigen Stoff. Und niemand in unserer Gesellschaft ist nur mehr einem einzigen Stoff, einer einzigen Substanz, einem einzigen Gift ausgesetzt. Es ist immer die Summe der Gifte / Schadstoffe / Verbindungen, die auf uns einwirken und uns krank und kränker machen. Und ständig kommen neue Verbindungen hinzu. Bis zur Einsicht, daß auch sie, trotz evtl. bestehenden Grenzwert, giftig und krankmachend sind, wird es wohl erst einer "biologischen Lösung" des Problems geben müssen. Gemeint ist hier die "ungeklärte Todesursache"; Grenzwerte gelten immer nur für gesunde Menschen und sollten auch nicht in irgendeiner Konzentration im Organismus nachzuweisen sein (Prof. Daunderer, Gifte im Alltag).
 
Erst bei einer Obduktion kann jeder "Grenzwert"; entlarvt werden - aber wer will das schon genau wissen ? (Quelle: Amtl. Mitteilungen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz, 7/95).